Vorhofflimmern – Antikoagulation absetzen nach Ablation?

 

Vorhofflimmern – Antikoagulation absetzen nach Ablation? Hierzu Pro & Kontra:

Kann bei Patienten mit einem CHA2DS2-VASc Score von <3 (Mann) bzw. <4 (Frau) die Blutverdünnung (Antikoagulation) nach erfolgreicher Ablation abgesetzt werden? Ist dies in ausgewählten Fällen möglich?

 

Vorhofflimmern – Antikoagulation absetzen nach Ablationstherapie?

Pro:

 

Ein Argument ist sicherlich, dass der zitierte Score für die Einschätzung des Schlaganfall-Risikos definitv nicht ideal ist, andere Scores (zB ABC-Score) ermöglichen eine präzisere Vorhersage. 

Außerdem besteht ebenso ein nachweislicher Zusammenhang zwischen Vorhofflimmer-Last (diese sollte nach Ablation ja weniger werden) und Schlaganfallrisiko, ebenso wie ein Zusammenhang zwischen Reduktion von Schlaganfallrisiko und Sterblichkeit nach Katheterablation bewiesen werden konnte. Selbstverständlich sprechen auch (teilweise gravierende oder schwerwiegende) Blutungsmöglichkeiten (mit dementsprechender Prognoseverschlechterung) für ein mögliches Absetzen. 

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Kontra:

 

Eine orale Antikoagulation ist laut Leitlinien auch nach erfolgreicher Ablation bei einem CHA2DS2-VASc von größer oder gleich 2 (Mann) bzw. 3 (Frau) indiziert. 

Grundsätzlich muss auch der terminus „erfolgreiche Ablation“ infrage gestellt werden. In aktuellen Studien liegt die Rezidivrate (teilweise klinisch stumm verlaufend) bei etwa 18% bis 40%. 

Vorhofflimmern ist prinzipiell eine progressive Erkrankung, die nicht selten nicht heilbar ist. Bereits bei einer Vorhofflimmer-Last von einem Tag/Jahr und einem oben genannten CHA2DS2-VASc Score für Männer/Frauen beträgt das Schlaganfall-Risiko 1,5%. Ischämische Schlaganfälle gehen mit einer 5-Jahres-Sterblichkeit von 60% einher, die meist nicht unbeträchtliche Invalidisierung sei hier zusätzlich noch erwähnt.

Lösungsmöglichkeiten:

 

Das Zauberwort heißt – wie so oft „tailored medicine“ („maßgeschneiderte Medizin“). 

Damit meint man, dass in die individuelle Therapieentscheidung die individuelle Vorhofflimmer-Last miteinbeziehen wird. Die Messung derselben erfolgt am Handgelenk (zB mit weareables selbst). Liegt eine Episode vor, wird der Patient (vorübergehend) behandelt, wenn nicht, dann erfolgt auch keine Therapie (dieses Konzept wird gerade auch in einer großen Studie untersucht).

Außerdem gibt es ständige Fortschritte in genetischen Analysen, wer nun denn wirklich wie behandelt werden sollte, wenngleich hier zu dieser Frage aktuell noch keine genauen Antworten vorliegen. Aber nicht zuletzt durch solche Genanalysen wird man in Zukunft auch sagen können, wer eine Antikoagulation braucht oder nicht – es bleibt spannend!

Wir begleiten unsere PatientInnen auf Ihrem Weg zu mehr Vitalität und Gesundheit. Dabei sehen wir uns als Ärzte und Coaches für Präventivmedizin und dem Erhalt der Gesundheit. 

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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