Das eine COVID 19 Infektion mit vielerlei Symptomen einhergehen kann ist bereits hinlänglich bekannt. Doch befällt das Virus auch langfristig das Herz?

 

COVID 19 Erkrankungen: Sind kardiale (Spät-)Folgen relevant?

 

SARS CoV 2 wirkt auf das Herz, das ist klar, doch gibt es, anders als bei anderen Viruserkrankungen, gehäuft kardiale Langzeitfolgen? Neue Studien, welche bei selbst wenig symptomatischen Patienten längerfristige kardiale Auffälligkeiten zeigen, sorgen für einen weltweiten Medienwirbel. Verursacht COVID 19 also doch kardiale Spätfolgen?
Wie relevant sind diese Befunde?

 

Aus einer Vielzahl von zunächst nur vereinzelten, nun aber auch in größeren Beobachtungen vorliegenden Daten gibt es Berichte über unterschiedliche Verläufe einer Myocarditis (=Herzmuskelentzündung), teilweise sogar mit Todesfolge oder deutlich reduzierter Herzleistung nach einer Infektion mit SARS CoV 2. Doch es kam nicht nur zu diffusen Schädigungen des Herzmuskels, auch die Bedeutung als Risikofaktor für das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Die beobachteten Veränderungen traten unabhängig von der Schwere der Erkrankung (dh auch bei niedrig symptomatischen Patienten) auf und bildeten sich teilweise (in dem aktuell noch sehr kurzen Nachbeobachtungszeitraum) auch wieder gänzlich zurück.

Das exakte Ausmaß kardialer Spätschäden nach einer SARS CoV 2 Infektion werden wir daher erst beurteilen können, wenn langfristige Daten zu Herzfunktion oder Herzstruktur der Betroffenen vorliegen.

Ist daher die Herzbeteiligung bei COVID 19 Patienten relevant oder nicht? Kurzfristig sicherlich, ob es mittel- oder langfristig eine solche Komponente gibt, wissen wir schlichtweg noch nicht (auch wenn diesbezügliche Hinweise bereits vorliegen).

 

Wie kann ich einen komplizierten Verlauf mit Herzbeteiligung feststellen?

Eine exakte kardiologische Abklärung nach einer stattgehabten Infektion lässt nicht nur frühzeitig solche Veränderungen erkennen, es ist hier ebenso bereits in Studien erwiesen, dass durch eine rasche Therapie akute Ereignisse (zB Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, plötzlicher Herztod etc) verhindert werden können und ein früher Therapiebeginn die Wahrscheinlichkeit einer kardiologischen Langzeitproblematik reduziert.

Grundlage für diese Daten ist aber eine hohe fachliche Expertise in der Interpretation der einzelnen Untersuchungskomponenten, nur dadurch können die unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse in einen aussagekräftigen Kontext gebracht werden und frühzeitig prognostisch relevante Therapieschritte eingeleitet werden.

 

Kommentar:

Für eine abschließende, wissenschaftlich fundierte Aussage hinsichtlich etwaiger kardialer Langzeitschäden nach einer COVID 19 Erkrankung sind die bisherigen Nachbeobachtungszeiträume zu kurz. Die bisher dokumentierten kardialen Komplikationen können genauso einem prolongierten Krankheitsverlauf entsprechen, welcher sich eben dann „nur“ noch im Herzmuskel zuträgt (in erster Linie als Virus-induzierte Autoimmunreaktion), den man von anderen Viruserkrankungen auch kennt. In jedem Fall sollte – auch aufgrund der Tatsache, dass diese Verlaufsform auch bei wenig symptomatischen Erkrankungen dokumentiert wurde – jeder körperlich aktive Mensch auf das Vorliegen einer solchen Erkrankung untersucht werden, um potentiell fatale Rhythmusereignisse zu verhindern.

Literatur beim Verfasser

Kommen Sie gesund durch Herbst und Winter!

Mit herzlichen Grüßen!


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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