Niemand ist gerne krank. Ob wir nun tatsächlich eine Erkältung oder eine Atemwegsinfektion bekommen, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Ein starkes Immunsystem spielt hier neben den jetzt schon hinlänglich bekannten Hygieneregeln klarerweise eine wesentliche Rolle.

Im ersten Teil unserer Themenreihe „Fit durch Herbst und Winter“ möchten wir uns heute der Wirkung des Vitamin D auf unser Immunsystem widmen.

Was ist Vitamin D eigentlich?

Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, da der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, es selbst zu synthetisieren. Voraussetzung hierfür ist, dass die Haut in ausreichendem Maße der UV-Strahlung (Anm. Wellenlänge 290-315nm = UVB Strahlung) ausgesetzt ist, dann kann nach folgender Hydroxylierung in Niere und Leber letztlich Vitamin D gebildet werden– Vitamin D ist daher eher ein Prohormon als ein Vitamin.

Vitamin D ist gleichsam ein „global player“ im biochemischen System mit einer Reihe von positiven Wirkungen im Stoffwechsel (Knochen- und Mineralstoffwechsel, Herz-Kreislaufsystem, Psyche etc) – die wir jedoch an anderer Stelle in einem unserer nächsten Artikel abhandeln wollen.

In welchen Lebensmitteln steckt viel Vitamin D?

Natürlicherweise kommt Vitamin D in einigen Lebensmitteln (Fettfische wie Aal, Lachs sowie Lebertran) vor, in der Regel reicht die alleinige Zufuhr über die Ernährung jedoch nicht aus, um den notwendigen Vitaminspiegel sicherzustellen.

Wieso ist Vitamin D für ein intaktes Immunsystem notwendig?

Bereits in den 1980er Jahren wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Vitamin D eine wesentliche Rolle in der unspezifischen Immunabwehr des Menschen (Monozyten/Makrophagen System) spielt und ein insuffizienter Spiegel von Vitamin D die daraus resultierende Immunabwehr gegen Viren und Bakterien erheblich vermindert. Vitamin D kann aber auch die spezifische Immunantwort (T-Helfer Zellen) beeinflussen indem es hier die Produktion von Antikörpern fördert.

 

Wie ist die Vitamin D Versorgungslage in Österreich und Deutschland?

Repräsentative Erhebungen haben gezeigt, dass bei ca. 15-17% der Erwachsenen die Vitamin D Konzentration im defizitären und bei weiteren 40% im inadäquaten Bereich (näheres hierzu siehe Tabelle) liegt. In den Monaten Februar bis Mai zeigen sich je nach Altersklasse mangelhaft versorgte Anteile zwischen 20% und 38%. Besonders ungünstig ist die Versorgungslage bei Patienten in stationären Reha-Einrichtungen, bei Heimbewohnern (bis zu 75% mangelhaft mit Vitamin D versorgt) und bei Übergewichtigen (25% hier mit Mangelversorgung).

 

Vitamin D Statustabelle nach IOM (Anm. 1nmol/l=0,4ng/ml)

Vitamin D StatusEinheiten in nmol/lEinheiten in ng/ml
adäquater Status50-12520-50
inadäquater Status49,99-3019,99-12
defizitärer Status<30<12
potentiell gesundheitsschädlich>125>50

 

 

Infektionsrisiko und Notwendigkeit zur Substitution

Wissenschaftlich lässt sich belegen, dass eine Konzentration von < 40nmol/l (inadäquater Status) bereits mit einer signifikant häufigeren Dienstunfähigkeit einhergeht. Weiters konnte belegt werden, dass Menschen mit einem adäquaten Vitaminstatus, ein um etwa 35% geringeres Risiko für Infektionskrankheiten im Vergleich zu jenen außerhalb des adäquaten Status besitzen. Personen mit defizitärem Status haben im Vergleich zur Population mit adäquater Vitamin-D-Versorgung ein über 75% erhöhtes Risiko für (schwere) Atemwegsinfektionen.

Insgesamt haben Patienten mit adäquten Vitamin D Spiegeln auch einen geringeren Antibiotikaeinsatz bei genannten Infektionserkrankheiten.

Es ist daher elementar wichtig, gerade in den Monaten mit weniger Sonnenstunden darauf zu achten, dass sich der Vitamin D Spiegel im adäquaten Bereich befindet.

Eine Bestimmung mit erniedrigten Parametern sollten in jedem Fall eine Substitution (800 IE pro Tag) und regelmäßige Kontrollmessungen nach sich ziehen, um den Therapieerfolg auch zu objektivieren und langfristig sicherzustellen.

Bei Konzentrationen über 75 nmol/l ist das Infektionsrisiko am geringsten (cave: jedoch gesundheitsschädliche Wirkung bei zu hoher Konzentration!) und tägliche Substitutionen sind gegenüber Depotsubstitutionen (zB wöchentlich) zu bevorzugen, da hier die Wirksamkeit deutlich besser ist.

Wenn Sie jetzt noch Fragen haben, erhalten Sie detailliertere Informationen bei uns in der Praxis.

Wir freuen uns auf Sie!

Herzlichst, Ihr


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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