Sport und Bewegung für Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen

 

Die europäische Gesellschaft für Kardiologie präsentiert neue Leitlinien für Sportkardiologie und körperliche Bewegung bei Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen (HKE) in denen klar festgehalten wird: Herz-Kreislauferkrankungen: kein Sport ist keine Option!

Von dem Irrweg der „absoluten körperlichen Schonung“ haben wir es nun endlich zu eigenen Leitlinien zur Sportkardiologie und körperliche Bewegung für Herz-Kreislauf-Patienten gebracht (ESC Guidelines 2020).

 

Bewegungsmangel als Prädiktor für Risikofaktoren

Es ist allgemein bekannt, dass mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit der stärkste Prädiktor der Sterblichkeit von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen ist. Diese Leitlinien sind die Trendwende, weg von Sportverbot hin zu großzügigen, individuellen und verantwortungsvollen Trainingsempfehlungen.

 

Körperliche Inaktivität als „Pandemie“

Diese Leitlinie zur körperlichen Bewegung bei Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen (kurz HKE) wird inmitten einer nun schon seit Jahrzehnten andauernden und sich rasant ausbreitenden Pandemie der körperlichen Inaktivität veröffentlicht.

Bewegungsmangel ist hauptsächlich ursächlich für die wesentlichen Risikofaktoren für Herzinfarkt oder Schlaganfall wie Übergewicht, Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie und Hypercholesterinämie. In deren Konsequenz und Verlauf es gehäuft zu Herzerkrankungen und Tod kommt.

 

Herz-Kreislauferkrankungen: kein Sport ist keine Option!

 

Körperliche Aktivität und Sport sind die wesentlichen Bestandteile der Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen und allen chronischen Erkrankungen.

In Abhängigkeit der Autonomie des Patienten und nach Evaluierung aller Befunde wird unter Berücksichtigung der individuellen Situation des Patienten und dessen Bedürfnisse nach gründlicher Risikoabschätzung eine gemeinsame Entscheidung über Art und Umfang des Bewegungsausmaßes getroffen („shared decision making“). Hierbei gilt immer, dass die Kollateralschäden eines Sportverbotes stets höher sind als das kontrollierte und individuell dosierte Sportbetreiben.

 

Plötzlicher Herztod (sudden cardiac death SDC)

 

Grundsätzlich ist der SCD die häufigste Todesursache bei Sportlern. Im Alter von < 35 Jahren sind es meist angeborene Herzerkrankungen oder Herzmuskelentzündungen welche dazu führen, bei Menschen > 35 Jahren meist erworbene Erkrankungen wie zB eine koronare Herzerkrankung.

Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Herztod beim Sport erfreulicherweise so niedrig, dass eine restriktive Handhabung von Sport überhaupt nicht gerechtfertigt ist.

Man empfiehlt vor einer Teilnahme an Freizeit- oder Leistungssport eine allgemeine Sporttauglichkeitsuntersuchung (bestehend aus EKG, Belastungs-EKG bzw. fallweise einer Echokardiographie), welche bei unauffälligen Befunden die Freigabe für Freizeit- als auch Leistungssport darstellt.

 

Welche Sportart in welchem Umfang für welche Herz-Kreislauferkrankung

 

Die Trainingsprogramme verbessern die Lebensqualität und die Belastungstoleranz der Patienten.

Sie beinhalten nach einer aktuellen Leistungsbeurteilung (siehe Tauglichkeitsuntersuchung) eine individuelle Dosierung in Art und Umfang der Bewegung, die Festlegung von Maximalgrenzen und eine regelmäßige Reevaluierung der Ergebnisse. Eine begleitende Optimierung der medikamentösen Therapie (sofern notwendig) ist selbstverständlich. Grundsätzlich sollen auch Patienten mit HKE an 3 bis 7 Tagen in der Woche Sport mit moderater Intensität betreiben,  mindestens insgesamt 150 Minuten pro Woche.  Moderate Intensität bedeutet, dass es zu einem Anstieg der Atem- und Herzfrequenz geleitet von Schwitzen kommt und man sich während der Belastung aber noch in kurzen Sätzen unterhalten kann.

Die exakte Ausgestaltung ist also eine individuelle Therapiemaßnahme zwischen Patienten und deren Arzt. Moderate körperliche Aktivität sollte also allen Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen empfohlen werden.

Literatur beim Verfasser

 

Wir begleiten unsere PatientInnen auf Ihrem Weg zu mehr Vitalität und Gesundheit. Dabei sehen wir uns als Ärzte und Coaches – in diesem Fall für eine strukturierte und individualisierte Bewegungseinheit. 

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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