Heart Rate Variability, kurz HRV, kennen viele bereits von ihren Wearables und Smartwatches. Auf diesen erscheint die HRV als ein Parameter, um damit Training, Erholung, Wellness, etc. zu steuern und zu überwachen.

Ich möchte in diesem Beitrag nun gar nicht zu wissenschaftlich auf dieses Thema HRV eingehen, sondern nur kurz ausführen, was es ist, welche Aussagen in der Physiologie des Körpers daraus abgeleitet werden und wo Fallstricke in der Interpretation der HRV liegen. Zukünftige Blogs zu dieser Thematik werden sich dann mit der praktischen Anwendung und den konkreten Beziehungen der HRV zu Stress und Erholung beschäftigen.

 

Ein Herz eines Menschen schlägt etwa 100.000 Mal am Tag und ca. 2.5 Billionen Mal in einem durchschnittlichen Menschenleben. Trotzdem gleicht kein Herzschlag dem anderen.

„A healthy heart does not beat like a metronom“ ist ein ehernes Gesetz in der Kardiologie. Das bedeutet, dass der Abstand zwischen zwei Herzschlägen nicht gleich ist, sondern im gesunden Menschen variiert – um wenige Millisekunden pro Schlag.

 

 

Self-check: Probieren Sie es gleich selbst aus

 

Messen Sie bequem Ihren Pulsschlag am Handgelenk und atmen sie dabei tief aus und ein. Sie werden merken, dass das Intervall zwischen zwei Herzschlägen beim Ausatmen zu- und beim Einatmen abnimmt. Dieses, in der Medizin als „respiratorische Arrhythmie“ bezeichnete Phänomen, ist das einfachste Beispiel einer HRV.

Heart Rate Variability im Training

Diese wird auf vielen Wearables und Smartwatches angezeigt. Die Ergebnisse von Training, Erholung und Wellness anhand von hilfreicher Apps abgespeichert – ideal für die Erstellung von individuellen Trainingsplänen und lifestyle modification.

Solche Veränderungen, wenngleich nicht so ausgeprägt, gibt es auch bei Stress, bei Erholung, bei körperlicher und geistiger Aktivität, bei Stoffwechselerkrankungen etc. – moderne Wearables messen den optischen Herzschlag durch Messung des Blutflusses am Handgelenk und erfassen die Variationen zwischen den Schlägen.

Was ist jetzt aber die Physiologie hinter der HRV?

 

Die HRV ist ein Marker für die Aktivität des Autonomen Nerven-Systems, kurz ANS. Dies besteht aus einem

  • symphatischen Schenkel (regelt und reguliert Stresssituationen) und einem
  • parasymphatischen Schenkel (regelt und reguliert Erholungssituationen)

Beide Schenkel des ANS zusammen regeln daher – ganz einfach gesagt – die Anforderungen, die das tägliche Leben so an uns stellt. Stress-Hormon Freisetzungen und hohe Herzfrequenzen aktivieren den symphatischen Schenkel und setzen die HRV herab. Das ist in solchen Situationen auch dringend notwendig.

Erholung und niedrige Herzfrequenzen erhöhen umgekehrt die HRV, jedoch abhängig von einem gewissen Mindestmaß an Aktivität und Stress. Das heißt, gesunde Menschen haben in Stresssituationen eine niedrige HRV und in Ruhe- und Entspannungssituationen einen hohe HRV. Zuviel an Stress führt zu einer verminderten HRV in Ruhephasen, umgekehrt aber ebenso bei zuwenig Stress an körperlicher Aktivität.

 

„We have to live with what the genetic lottery has given us“ – stimmt so nicht!

 

Obwohl die HRV jedes einzelnen Menschen zu 30% genetisch definiert ist, heißt das aber nicht „we have to live with what the genetic lottery has given us“. Die gute Nachricht ist vielmehr, dass durch gezielte Trainings- oder gezielte Bewegungslehre und durch Maßnahmen zur lifestyle modification die HRV sehr positiv beeinflusst werden kann.

Wir begleiten unsere PatientInnen auf Ihrem Weg zu mehr Vitalität und Gesundheit. Dabei sehen wir uns als Ärzte und Coaches für Präventivmedizin und dem Erhalt der Gesundheit. 

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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kuehnel@pik-gesundheit.at