Systolische Herzinsuffizienz – mit vier Therapiekomponenten acht Jahre Lebenszeit gewinnen

Systolische Herzinsuffizienz: Neue Substanzen verbessern die Prognose!

In den letzten Jahren konnte durch neue Substanzen die schlechte Prognose der systolischen Herzinsuffizienz (=Pumpleistungsschwäche) entscheidend verbessert werden.

Systolische Herzinsuffizienz (HFrEF) oder auch Pumpleistungsschwäche – ein aktuelles Consensus statement des American Congress of Cardiology (ACC) befürwortet nun die zügige Gabe aller vier verfügbaren Wirkstoffe bei Patienten mit hochgradiger Pumpleistungsschwäche (HFrEF).

 

Wie ist die Prognose der systolischen Herzinsuffizienz

Die ausgeprägte systolische Herzinsuffizienz (Pumpleistungsschwäche) hat prinzipiell eine sehr schlechte Prognose mit einer schweregradabhängigen Mortalität (Sterblichkeit) von bis zu 30 Prozent pro Jahr nach dem Zeitpunkt der Erstdiagnose.

 

Welche medikamentösen Therapieoptionen gibt es?

Heutzutage setzt man in der Therapie auf vier wesentliche Komponenten:

ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren)

Betablocker

MRA (Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten)

SGLT 2 Inhibitoren

Zusammen verabreicht verlängern diese Substanzen das Leben der Patienten mit hochgradiger Pumpleistungsschwäche (HFrEF) um acht Jahre.

Wann sollte die medikamentöse Therapie begonnen werden?

Diese prognostisch relevanten Medikamente sollten bei Patienten mit Herzschwäche mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) rasch und frühzeitig sowie zügig etabliert werden um die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten entscheidend zu verbessern.

Die Behandlung mit den genannten Substanzen ist unter kontrollierter Expertise gut verträglich und führt außerdem zu einer Verringerung der Dosierung von Diuretika (entwässernde Substanzen), deren Dosierung und Handhabung oftmals in der Praxis schwierig ist.

Zu den ARNI und SGLT 2 Inhibitoren liegen zusätzlich robuste Studiendaten vor, dass die Therapie mit einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität einhergeht.

Man kann also einfach zusammenfassen: Neue Substanzen verbessern die Prognose (und das ganz entscheidend)!

 

Exkurs: Eisentherapie bei Herzleistungsschwäche

Auch eine intravenöse Eisengabe reduziert Klinikeinweisungen bei Patienten mit Herzleistungsschwäche signifikant.

Es ist hinlänglich bekannt, dass sich ein Eisenmangel bei Patienten mit Herzinsuffizienz negativ auf die Prognose der Patienten auswirkt, unabhängig davon, ob dieser mit einer Anämie (=Blutarmut) verbunden ist oder nicht.

In neuen Studien konnte belegt werden, dass eine intravenöse Eisengabe bei Patienten mit Herzleistungsschwäche und Eisenmangel eine signifikante Reduktion der Hospitalisierungsrate (Klinikeinweisung) im Rahmen der Grundkrankheit nach sich zog.

Die Ergebnisse der Studie unterstützen die Empfehlung einer intravenösen Eisengabe bei Patienten mit Eisenmangel und einer Herzleistungsschwäche (Pumpleistung < 50%) um weitere Klinikeinweisungen zu vermeiden. Grundsätzlich sollte bei Patienten mit einer Herzleistungsschwäche der Eisenstatus alle zwei bis drei Monate kontrolliert werden.

 

Kommentar des Verfassers:

Die Therapie der Herzinsuffizienz ist eine Erfolgsgeschichte. Die letzten Jahrzehnte haben den Betroffenen im Laufe der Zeit Lebenserwartung, Belastbarkeit und Lebensqualität gebracht.

Von dem Irrweg der „absoluten körperlichen Schonung“ haben wir es heute zur Sportkardiologie (mehr davon in unserem nächsten Blog) gebracht. Die medikamentöse Therapie wird zunehmend wichtiger.

Neue Therapieansätze (Vericiguat als sGC Stimulation oder zB Omecamtiv mecarbil) stehen bereits in den Startlöchern und werden die Therapien für die uns anvertrauten Patienten noch individualisierter und zielgerichteter machen.

Hier offenbart sich dann aber auch die Heilkunst, die bekanntlich auf Wissen, Übung, Wahrnehmung und Intuition beruht, wobei nicht immer alles Machbare auch sinnvoll ist.

„Wenn man vor dem Abgrund steht, ist der Rückschritt eine Fortschritt.“

Friedensreich Hundertwasser

 

Daten beim Verfasser

Wir begleiten Sie PatientInnen auf Ihrem Weg zu mehr Vitalität und Gesundheit. Dabei sehen wir uns als Ärzte und Coaches für Präventivmedizin und dem Erhalt der Gesundheit und von gesunden Lebensjahren. 

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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kuehnel@pik-gesundheit.at