Mit dem europäischen Kardiologen-Kongress Ende August wurde die neue Leitlinie zur Behandlung von Herzinsuffizienz-Patienten mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF) präsentiert. Diese ersetzt die alte Leitlinie aus 2016 und bringt wesentliche Neuerungen und Veränderungen für die Praxis mit sich. 

 

Was sind die wichtigsten Veränderungen?

Es gibt vier prognostisch wirksame Medikamente, welche alle Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpleistung (HFrEF) erhalten sollten. Die Therapie mit diesen Substanzen ist zudem so früh wie möglich zu beginnen.

Die vier Medikamente sind gleichwertig und definieren jetzt allesamt eine Klasse Ia-Empfehlung in den europäischen Behandlungs-Leitlinien: Betablocker, ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor), MRA (Mineralkortikoid-Rezeptor-Antagonisten) und SGLT 2 Hemmer – alle vier wirken früh und sollen daher auch so früh wie möglich gegeben werden!

Was gilt es in der Anwendung und Dosierung zu beachten?

Es ist nicht mehr sinnvoll, die Medikamente nacheinander aufzudosieren, sondern besser, alle der genannten Substanzen möglichst früh an Bord zu haben (wenn auch in niedriger Dosierung anfänglich). Die Entscheidung, wie man in der Therapie beginnt, richtet sich nach den individuellen Patientenkriterien (Blutdruck, Herzfrequenz, Ausmaß der Herzleistungseinschränkung, Nierenfunktion, Vorhofflimmern etc.) – so sind bei hohen Herzfrequenzen Betablocker oft sinnvolle Startsubstanzen. Anfängliche Limitationen wie zB ein niedriger Blutdruck stabilisieren sich in aller Regel, wenn die Herzinsuffizienzmedikation greift. 

Wie ist bei bisher stabilen Patienten vorzugehen?

Für Patienten die bisher „nur“ zB einen ACE Hemmer und einen Betablocker in der Medikation hatten, konnte ganz klar gezeigt werden, dass eine Therapieerweiterung durch Verabreichung aller Substanzklassen der oben genannten „big four“ einen deutlichen prognostischen Nutzen bringt und der plötzliche Herztod dadurch vermindert wird. 

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Wer sind nun genau die Patienten, welche den angesprochenen Nutzen von diesen Substanzen haben?

 

Bis jetzt galt, dass nur Patienten mit einer Pumpleistungseinschränkung von < 40% hier einen prognostischen Nutzen von diesen Substanzen hatten, in den letzten Jahren konnte aber belegt werden, dass auch Patienten mit einer Herzleistungseinschränkung, die sich im moderaten oder mild-reduzierten Bereich bewegt (also auch bereits bei einer Herzleistung von < 50%) ein Nutzen vorliegt, ie man empfiehlt die genannten Wirksubstanzen auch bereits für dieses Kollektiv. 

Außerdem konnte erstmalig gezeigt werden, dass für die Gruppe der SGLT 2 Hemmer auch ein relevanter Nutzen für Herzinsuffizienz-Patienten mit erhaltener Pumpleistung sowie für Patienten mit Niereninsuffizienz besteht – über diese bahnbrechende Neuheit möchten wir aber in einem eigenen Beitrag berichten. 

Wir begleiten unsere PatientInnen auf Ihrem Weg zu mehr Vitalität und Gesundheit. Dabei sehen wir uns als Ärzte und Coaches für Präventivmedizin und dem Erhalt der Gesundheit. 

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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