Anfang der 1990er Jahre (genauer gesagt 1991 in Japan) wurde erstmals eine Herzerkrankung beschrieben, die mit einer akut einsetzenden und oftmals schwerwiegenden Funktionseinschränkung des Herzmuskels (=einer Herzleistungsschwäche) einhergeht. Dadurch, dass die Patientinnen (betrifft vorwiegend ältere Frauen) kurz davor einer außerordentlichen körperlichen oder emotionalen Belastungssituation ausgesetzt waren, sprach man auch vom „broken heart“ Syndrom. Die damit verbundene, erworbene und eigentümlich anmutende Konfigurationsveränderung der linken Herzkammer gab dieser Erkrankung auch den Namen „Tako-Tsubo“ (=japanische Tintenfischfalle mit kurzem Hals, die eben dieser Ventrikelkonfiguration ähnelt). 

 

Was sind klassische Symptome einer Tako-Tsubo Erkrankung?

 

Die Symptome sind denen eines Herzinfarktes bzw. einer Minderdurchblutung des Herzmuskels sehr ähnlich (eine Tako-Tsubo Kardiomyopathie ist auch die wesentliche Differentialdiagnose des Herzinfarktes) – das heißt die Patienten haben einen anhaltenden Druck in der Brust, bekommen schlecht Luft, manche haben Herzrhythmusstörungen und verlieren sogar das Bewusstsein. 

 

Was steckt genau hinter dieser Erkrankung?

 

Während man anfangs von einer primären Erkrankung des Herzmuskels ausgegangen ist, sprechen heutzutage immer mehr wissenschaftliche Daten für eine akut einsetzende Durchblutungsstörung der kleinen und kleinsten Gefäße des Herzens.

 

Wer ist besonders gefährdet, diese Erkrankung zu bekommen?

 

Die häufigste Gruppe der Erkrankten sind Frauen in der Postmenopause. Im Durchschnitt sind die Patientinnen etwa 66 Jahre alt. Jüngere Menschen erkranken deutlich seltener daran und sind eher männlich.

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Es gibt ganz wesentliche Triggerfaktoren, welche diese Erkrankung bei den Patientinnen auslösen. Dazu gehören außerordentliche physische (Luftnot, Schmerzen) oder psychische Stresssituationen (Trauer zB), auch das Auftreten von neurologischen Erkrankungen (zB Schlaganfall) geht nicht selten mit dem Auftreten einer Tako-Tsubo Erkrankung einher (neurologische Erkrankungen prädisponieren auch einen schwereren Verlauf). 

Neuerdings konnte man das Auftreten auch nach positiven emotionalen Ereignissen (deshalb auch „happy heart“ Syndrom) immer häufiger beobachten (also vom „broken heart“ Syndrom zum „happy heart“ Syndrom…)

Wie ist der Verlauf der Erkrankung?

 

Grundsätzlich normalisiert sich die Herzleistung in etwa nach 8 Wochen wieder. Es gibt mehrere Verlaufsvarianten in der Örtlichkeit der Ausprägung. Das Vorhandensein einer begleitenden koronaren Herzerkrankung sowie das Auftreten rund um ein neurologisches Ereignis verschlechtert die Prognose. Etwa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen erleiden ein Rezidiv im Laufe des Lebens. Bei etwa 10 Prozent der Erkrankten geht der akute Verlauf mit einem lebensbedrohlichen Schockereignis einher, bei manchen Patientinnen ist die Einleitung einer Blutverdünnung für etwa 8 Wochen notwendig.

 

Wie ist die Prognose dieser Erkrankung?

 

In den allermeisten Fällen heilt die Erkrankung innerhalb weniger Wochen folgenlos aus.

In Abhängigkeit der Ausprägung des akuten Verlaufes (wie oben schon angeführt) verläuft die Erkrankung in seltenen Fällen aber durchaus lebensbedrohlich und geht in diesen Fällen mit der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Therapie einher. 

Das Ausmaß und die Art der Pumpleistungseinschränkung sind hier die entscheidenden Komponenten. Je früher eine Therapie eingeleitet wird (dh je früher die Erkrankung diagnostiziert wird), desto besser die Prognose auch in diesen Fällen. 

Literatur beim Verfasser

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

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