Plötzlicher Herztod beim (Profi-) Sportler – Ein dänischer Profifussballer erleidet während eines Spiels einen Herzstillstand und muss bei der EM vor aller Augen wiederbelebt werden. Dieser Vorfall rückt den plötzlichen Herztod im Sport wieder einmal in den Focus der Öffentlichkeit. Wer kann davon betroffen sein und wie lässt sich dies vermeiden?

 

Was sind hierfür die Ursachen und wie kann man diese rasch und einfach erkennen?

 

Der – überlebte – plötzliche Herztod des dänischen Profifussballers Christian Eriksen (eines offensichtlich gesunden und hochleistungsfähigen Profisportlers) führte in den letzten Wochen zu einer Reihe von Diskussionen. Wie kann solch ein Ereignis denn überhaupt sein?

Wie häufig ist der plötzliche Herztod beim Sportler?

 

Die Rate des plötzlichen Herztodes (SCD) beim Sportler ist in den vorliegenden Studien stark schwankend und beträgt zwischen 0,11 und 3 Fälle/100.000 pro Jahr. 

Überwiegend sind männliche Freizeit-Sportler betroffen. Deren Prävalenz ist im Vergleich zu Frauen bedeutend erhöht (20:1 etwa). Außerdem weisen die Daten vor allem ältere (Anm. > 35a) Freizeitsportler als Risikogruppe aus. Leistungssportler/Profisportler hingegen sind nur äußerst selten vom sportassoziierten SCD betroffen (< 2% der Fälle).

 

Was sind die Ursachen für den plötzlichen Herztod beim Sport?

 

Bei jüngeren (<35 Jahre) Sportlern sind angeborene strukturelle (Hypertrophe Cardiomyopathie (HCM), arrhythmogene rechtsventrikuläre Cardiomyopathie (ARVC), dilatative Cardiomyopathie (DCM) zB), elektrische Herzerkrankungen (zB Brugada Syndrom) und Koronaranomalien sowie erworbene Krankheiten (Myocarditiden) als häufigste Ursachen zu benennen. Bei älteren Sportlern (>35a) ist in mehr als 80% der Fälle die koronare Herzerkrankung die häufigste Ursache für den sportassoziierten plötzlichen Herztod (als wesentlicher Pathomechanismus gilt hier die Ruptur eines artherosklerotischen Plaques).

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Welche Diagnose- und Präventionsmöglichkeiten stehen uns zur Verfügung?

 

Die sportkardiologische Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt ein sog. „risikoadaptiertes“ Screening. Als Basisdiagnostik führt man eine exakte Anamnese, eine körperliche Untersuchung und ein 12-Kanal-EKG durch (seit 2017 liegen auch spezifische Interpretationsempfehlungen für die Beurteilung eines Athleten-EKG vor, welche dazu beitragen sollen, sportphysiologische Veränderungen von Pathologien zu unterscheiden). 

Allein durch diese Maßnahmen wurde zB in Italien die Inzidenz des sportassoziierten SCD um 90% gesenkt.

Bei Personen >65 Jahren, bei Leistungs- oder Wettkampfsportlern und bei kardiovaskular vorerkrankten Athleten wird zudem eine Echokardiographie und eine ausbelastende Ergometrie empfohlen. 

Vor allem durch die Zunahme der koronaren Herzerkrankung als Ursache für den sportassoziierten SCD kommt der Stress-Echo/MRT Diagnostik ein immer größerer Stellenwert zu. Aktuell werden solche Untersuchungen bei Athleten > 35a mit hohem kardiovaskulären Risiko vor Teilnahme an intensiven/hochintensiven Belastungen empfohlen. 

 

Funktionierende Überlebenskette

 

Klarerweise lassen sich aber trotz sämtlicher optimierter Vorsorgeuntersuchungen nicht alle Herzerkrankungen erkennen und schon gar nicht alle Ereignisse verhindern. Daher ist eine funktionierende Überlebenskette mit dem unmittelbaren Erkennen der kardialen Notfallsituation und dem sofortigen Beginn der kardiopulmonalen Reanimation und dem raschen/frühzeitigen Einsatz eines externen Defibrillators entscheidend, um das (vor allem neurologische) outcome zu verbessern. Dementsprechende Infrastruktur und Schulungen für Betreuer und auch Athleten sollten daher immer Bestandteil einer sportkardiologischen Betreuung sein. 

 

Kommentar des Verfassers

 

Grundsätzlich ist der plötzliche Herztod beim Sportler nun einmal kein absolut seltenes Ereignis. Sportler haben nicht selten eine adaptive (durch umfangreiches Ausdauertraining) Zunahme der linksventrikulären Muskelmasse – hier haben wir es also immer mit Grenzbefunden zu tun. 

Eine Screening-Untersuchung soll auch unbedingt eine Echokardiographie beinhalten, da mit einem EKG bereits 25% der pathologisch verdickten Herzmuskeln nicht erkannt werden, auch die Sportler-bezogene Ausbelastung der Ergometrie ist ein entscheidendes Kriterium. 

Entscheidend ist auch, vor allem in der Pubertät und im frühen Erwachsenenalter genau hinzuschauen, um Sportler mit dementsprechenden Erkrankungen zu erkennen. Die Häufigkeit der Untersuchungen hängt grundsätzlich vom Alter, der Ausprägung einer etwaigen Erkrankung und von einer Krankheitshistorie in der Familie ab und ist individuell unterschiedlich. 

Am Ende geht es aber vor allem darum, Aufklärung zu betreiben – nicht nur medizinische sondern auch Aufklärung im Alltag – gerade was die Bedienung von Defibrillatoren betrifft. 

 

Herzlichst,


Dr. med. univ. Werner Kühnel MHBA
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Allgemeinmedizin

+43 3463 32 575
kuehnel@pik-gesundheit.at